Vitale, widerstandfähige Tiere, die artgerecht leben dürfen, sind nicht nur glücklicher – sie liefern uns Menschen auch hochwertigere Produkte – zum Beispiel Bio-Hühner und Bio-Eier.

Sie haben in der ökologischen Landwirtschaft im Vergleich zu ihren konventionellen Artgenossen fast doppelt so viel Platz im Stall und können auf Sitzstangen und in Sandbädern ihre Natur frei ausleben. Dazu kommen großzügige Grünauslaufflächen und Wintergärten, wo sie nach Herzenslust picken und scharren können. Masthühner auf möglichst schnelles Wachstum zu züchten, wird von Bio-Betrieben abgelehnt.

Ein Bio-Huhn lebt im Durchschnitt 70 bis 90 Tage – im Gegensatz zu 35 Tagen bei konventioneller Zucht.

Das Ergebnis dieser naturnahen und sorgfältigen Haltung ist eine feste Fleischqualität mit weniger eingelagertem Wasser und mehr Geschmack. Allerdings ist leider auch im Bio-Bereich gerade bei der Geflügelzucht nicht alles so, wie man es sich wünschen könnte. Die zu schwache EU-Öko-Verordnung ermöglicht nämlich auch hier „schwarzen Schafen“ aus reiner Profitgier zu handeln: So fehlen in der Verordnung zum Beispiel konkrete Vorgaben zum Gesundheitszustand der Tiere und viele Öko-Kontrolleure prüfen nur das, was wirklich vorgeschrieben ist. Außerdem gibt es gesetzliche Schlupflöcher, die auch ausgenutzt werden. Laut EU dürfen in einem Stall maximal 3000 Bio-Legehennen oder 4800 Bio-Masthähnchen gehalten werden.

Allerdings hat man nicht festgelegt, wie viele Ställe unter einem gemeinsamen Dach sein dürfen – deshalb gibt es auch heute noch Anlagen mit über 30 000 Bio-Hennen!

Ein großes Problem ist auch die Zucht, die selbst im Bio-Bereich in den Händen von drei Großkonzernen liegt. Sie arbeiten mit „Hybriden“, also mit Tieren, die ihre angezüchteten Eigenschaften bereits in der Folgegeneration wieder verlieren. So können Eiererzeuger und Mäster nicht selbst Küken züchten, sondern müssen immer nachkaufen – und zwar Hochleistungsgeflügel. Diese Tiere nehmen so schnell an Muskelmasse zu, dass Skelett und innere Organe mit dem Wachstum kaum nachkommen und es zu Gelenkdeformationen und Krankheiten kommt – Tierschützer nennen das mit Recht „Qualzucht“.

Als humanes, artgerechtes und respektvolles Gegenmodell will man jetzt an der Entwicklung von alten Rassen arbeiten, die für den Öko-Landbau wirklich geeignet sind.

So wie beisielsweise die „Zweinutzungshühner“, die Eier legen und Fleisch ansetzen – natürlich nicht so schnell und reichlich wie die Hybridtiere, dafür aber glücklich, freilaufend und gesund! Oder mit der Unterstützung der „Bruderhahn-Initiative“, bei der durch einen Aufpreis von drei bis vier Cent pro Ei die Kosten für die Mast von Legehähnen übernommen werden.

Bislang war es selbst in der Öko-Geflügelzucht üblich, dass männliche Küken von Legehennen gleich nach der Geburt aussortiert und getötet werden, weil ihre Mast nicht rentabel ist!

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